Täterinnenarbeit

 

 

 

 

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Peter Thiel - Systemischer Berater und Therapeut (DGSF

08.04.2013

 

 

 

 

 

 

Schlüsselwörter:

Achtsamkeit, Aggression, Angriff, Angst, Antigewaltberatung, Antigewalttraining, Flucht, Gesichtsverlust, Kontrolle, Kontrollverlust, Kraft, Macht, Nähe, Ohnmacht,  Sensibilität, Spannung, Verteidigung

 

 

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von:

Gesendet: Dienstag, 5. April 2005 08:39

An: info@maennerberatung.de

Betreff: Guten Tag,

 

ich hoffe, daß Sie mir weiterhelfen können. Ich komme aus dem Raum ... und ich bin eine Frau, ...  Jahre alt und bemerke immer häufiger, daß wenn es zu einem Streit zwischen mir und meinem Freund kommt, ich immer stärker ausraste, welches zu Folge hat, daß ich ihn zerkratze, und ich ihn am liebsten richtig verprügeln würde, was zum Glück noch nicht der Fall ist, aber ich bin selbst so unglücklich darüber und weiß nicht was ich wirklich tun soll. Ich habe im Internet nach Selbsthilfegruppen geschaut, aber diese gibt es nur für gewalttätige Männer. Es ist noch nicht so schlimm, aber ich habe Angst, daß es schlimmer wird.

Vielleicht können Sie mir einen Rat geben, wo ich hingehen soll. Ich bin noch in der Ausbildung und verdiene leider nicht soviel Geld, daß ich mir einen Psychologen leisten könnte.

Mit freundlichen Grüßen

...

 

 

 

Nicht nur Männer als Opfer haben es schwer, weil ihnen ihre Opferrolle häufig nicht geglaubt wird, sondern auch Frauen als Täterinnen. Die Frau als Täterin bringt unser gewohntes Bild (Klischee) von der friedfertigen Frau durcheinander. Wenn überhaupt, können Frauen als Täterinnen eigentlich nur in Notwehr gegenüber gewalttätigen Männern gehandelt haben, so wie es teilweise in traditionell orthodoxer feministischer Sicht fabuliert wird. 

Auch durch das gängige Bild von der Frau als Opfer werden Täterinnen nicht ernst genommen. Frauen als Täterinnen leiden aber ebenfalls, denn ihre destruktive und antisoziale Haltung, ihre Gewalttätigkeit, Wut und vorhandener Hass hindern sie daran, befriedigende Beziehungen zu anderen Frauen oder Männern einzugehen oder richtet sich als Gewalt möglicherweise auch gegen die eigenen Kinder. Dass bei gewalttätigen Frauen immer vorhandene Leiden ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einem vorhandenen Leidensdruck, der die Frauen nach einen Ausweg aus dem fremd- und selbstzerstörerischen Antrieben und Handeln suchen lässt. Statt dessen finden meist immer wieder Neuinszenierungen der Täterinnenschaft statt. So suchen sie sich immer wieder Beziehungspartner, die ihnen unterlegen sind, bzw. sich ihnen als Objekt für aggressive Angriffe zur Verfügung stellen. 

Täterinnenschaft kann sich aber auch auf subtile Weise zeigen. Frauen wählen oftmals versteckte Formen von Aggressivität, die mit ihrer Rollenidentität von der friedfertigen Frau zusammen passen. So finden wir z.B. in Trennungskonflikten häufig Mütter, die den Kontakt zwischen Kind und getrenntlebenden Vater vereiteln. Die Kontaktvereitelung wird durch die Mutter "rationalisiert" (der Vater ist Alkoholiker, gewalttätig, will das Kind entführen, ist unfähig das Kind zu versorgen, erziehungsunfähig etc.). Dies kann möglicherweise zum Teil sogar stimmen. Tatsächlich geht es solchen Müttern aber nicht um die Behebung bestehender Defizite beim Vater, sondern darum eigene Aggressionsbedürfnisse auf eine gesellschaftlich akzeptierte, weil verdeckte und angeblich für das Kind sorgende  Art und Weise auszuleben.

Sowohl bei offenen als auch bei versteckten Formen von  Aggressivität, kann es Thema der Beratung sein, einen konstruktiveren Umgang mit der Aggression zu erlernen. Die versteckt aggressive Frau kann es lernen, ihrem Ärger und ihren Wünschen in offener, direkter und konstruktiver Form Ausdruck zu verleihen. Ihre Aufgabe wird auch darin bestehen, ihren Ärger, ihre Wut und Aggression überhaupt erst einmal in das eigene Gewahrsein  zu bekommen.

Die offen aggressive Frau kann lernen, dass sie auch die Möglichkeit hat, ihre Bedürfnisse und Wünsche, oftmals Bedürfnisse nach Anerkennung und Liebe, auf eine andere Art auszudrücken als über die Gewalt auszudrücken, so dass ihr Gegenüber überhaupt erst die Möglichkeit erfährt, ihre hinter der Wut und dem Angriff versteckten Bedürfnisse wahrzunehmen zu können und zu beantworten. 

 

Anstatt Täterinnen, auch in ihrer Wut, ernst zu nehmen, wird ihnen gesellschaftlich oft in einer moralisierenden, missbilligenden Haltung begegnet, weil ihr Verhalten nicht mit der gesellschaftlich erwarteten Haltung von der auf Ausgleich bedachten, friedfertigen, passiven und opferbereiten Frau zusammenpasst. Damit werden Täterinnen stigmatisiert und ihnen die Chance einer konstruktiven Veränderung genommen.

In Berlin ist uns zur Zeit kein Projekt bekannt, dass ausdrücklich mit Täterinnen arbeitet.  Frauenberatungsstellen bieten in ihren Selbstdarstellungen immer nur Angebote für weibliche Opfer an. Frauen als Täterinnen irritieren die auf den Opferstatus fixierten traditionellen Frauenprojekte. Hinzukommt, dass die Arbeit mit Täterinnen von professionell arbeitenden Frauen verlangt, sich mit eigenen destruktiven, aggressiven und potentiell gewalttätigen Anteilen ihrer Persönlichkeit auseinander zu setzen. 

 

Da qualifizierte Angebote für Frauen als Täterinnen häuslicher Gewalt bisher weitestgehend fehlen, bietet Männerberatung Berlin an diesem Thema interessierten Frauen und ihren Partnern / Partnerinnen die Möglichkeit von Beratung an. Die Beratung kann wahlweise mit einem männlichen oder einer weiblichen Beraterin, einzeln oder zu zweit stattfinden. In unserer Beratung geht es nicht darum, die Frau moralisch zu verdammen. Statt dessen wird in einer wertschätzenden Haltung gegenüber der ratsuchenden Frau gemeinsam nach Möglichkeiten der Veränderung im Hier und Jetzt, in ihrem konkreten Alltag und Beziehung gesucht und ausprobiert.

 

 

Für eine Einzelberatung entstehen Kosten von 40 € je Beratungsstunde für Selbstzahlerinnen. Beratungstermine im Auftrag staatlicher Stellen kosten bei uns 60 €. 

Vor dem Beginn einer Beratung muss geklärt werden, wer die Kosten trägt. Dies kann als Selbstzahlerin durch die betreffende Frau erfolgen (ermäßigter Betrag von 40 € je Stunde) oder durch eine Kostenübernahme vom Sozialamt (Hilfe in besonderen Lebenslagen nach §27 BSHG) oder eines anderen Leistungsträgers (Krankenkasse, Justizverwaltung, Jobcenter, etc.). 

Wenn die betreffende Frau Mutter ist, kann eine Kostenübernahme durch das Jugendamt nach § 16 KJHG erfolgen, wenn die Beratung mit der Mutter im Zusammenhang mit der Konfliktbewältigung in der Familie oder in Bezug auf das Kind steht.

 

 

 

Ihr Ansprechpartner  

Peter Thiel, Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF); zertifizierte Ausbildung in Lösungsorientierter-systemischer Psycho-Somatik und körperintegrierter Psychotherapie - www.gstb.org

 

 

 

Kontakt

 

Telefon (030) 49 916 880 (Beratungspraxis)

Werktags 10 - 12 Uhr 

 

 

Zeiten für Beratungstermine Montag bis Freitag 13 - 19 Uhr oder nach gesonderter Vereinbarung.

 

E-Mail (auch anonym möglich)

info@maennerberatung.de

 

 

 

 


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