Freie Liebe

 

 

 

 

 

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Peter Thiel - Systemischer Berater und Therapeut (DGSF

07.11.2015

 

 

 

 

Schlüsselwörter: 

Bindung, Bindungslosigkeit, Dreiecksbeziehung, Eifersucht, Freie Liebe, Frustration, Polygamie, Polymorie, Polymory, Toleranz, Treue, Unverbindlichkeit, Verbindlichkeit

 

 

 

 

Was es ist

 

Es ist Unsinn sagt die Vernunft

Es ist was es ist sagt die Liebe

Es ist Unglück sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst

Es ist aussichtslos sagt die Einsicht

Es ist was es ist sagt die Liebe

Es ist lächerlich sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich sagt die Erfahrung

Es ist was es ist sagt die Liebe

 

Erich Fried

 

 

 

 

Bei der freien Liebe handelt es sich im Gegensatz zum Fremdgehen oder dem Seitensprung um ein offenes Beziehungsverhältnis mit mehr als 3 Mitgliedern. So kann beispielsweise eine Dreiecksbeziehung bestehen, in der das eine Mitglied der Triade (sexuelle, bzw. Liebesbeziehungen, was immer da auch sein mag) zu den zwei anderen Mitgliedern der Triade unterhält. Die beiden andern müssen sich nicht zwangsläufig begegnen, aber sie wissen voneinander. So etwa im klassischen Konkubinat - http://de.wikipedia.org/wiki/Konkubinat

Möglich ist aber auch eine Viererbeziehung, so etwa wenn beide Partner jeweils noch einen Außenpartner (Geliebten) haben. 

Die Freie Liebe ist ihrer Idee nach eine prinzipiell offene Beziehungsform. Verständlicherweise können sich die wenigsten Leute nur in der Theorie mit dieser Idee anfreunden, in der Praxis führt es wohl nur selten zu dauerhaftem Glück, wenn es denn so etwas überhaupt gibt.

 

 

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: ...

Gesendet: Sonntag, 25. April 2004 21:02

An:

Betreff:

 

Hallo,

ich hab ein paar Fragen zu Dreiecksbeziehungen. Könnt ihr mir weiter helfen, kennt ihr jemand die mir helfen können oder am besten kennt ihr jemand der oder die in einer Dreieckbeziehung ist/sind?

Ich hoffe auf eure Antwort.

Gruß Ramona (Name geändert)

 

 

 

So ist das mit den "guten Sitten", sie verfallen immer mehr. In zwanzig Jahren muss man sich Spielfilme aus dem 20. Jahrhundert angucken, um überhaupt noch ahnen zu können, wie das in der guten alten Zeit war, wo die Welt noch überschaubar und berechenbar war. Die zivilisierte Menschheit lebte in monogamer Ehe, ab und an gab es mal einen Weltkrieg mit ein paar Millionen Toten, missliebige Personengruppen kamen ins KZ und in die Gaskammern, die sittenlosen Homosexuellen bekamen den Rosa Winkel. Doch selbst in dieser Zeit wurden die guten Sitten hochgehalten, der deutsche Frontsoldat und Mann heiratete, natürlich heterosexuell per Ferntrauung, denn er war von der Front unabkömmlich, zwecks totschießen feindlicher Männer und gelegentlich auch fremdländischer Frauen und Kinder.

Dann nach dem Krieg wurden die Sitten in Deutschland immer loser, man ermordete nun keine Menschen mehr mit deutscher Perfektion und Gründlichkeit, dafür griff die Unzucht nun immer mehr um sich. Sehr zum Leidwesen der bigotten Moralisten, die im Stillen wahrscheinlich dachten, dass der Weltkrieg offenbar noch nicht ausgereicht hat, die Menschen wieder an Zucht und Ordnung zu gewöhnen.

 

 

Gummischutz

Straf- und Verwaltungsrecht

 

Das Feilbieten von Gummischutzartikeln in Warenautomaten stellt für sich allein keinen Verstoß gegen §184 Nr. 3a StGB dar. Es darf auch aus anderen Gründen nicht von der Polizei verboten werden.

(1. Senat, rechtskräftiges Urteil vom 14.3.1957 - 1 A 14/56)

 

 

 

Doch glücklicherweise finden sich auch in dieser sittenlosen Zeit, anständige deutsche Männer wie der Leitende Regierungsdirektor Dr. W. Becker, Hamburg - Gott sei seiner armen Seele gnädig -  der solcherart Sittenverfall heftig widersprach.

Aus dem Urteilskommentar des Leitenden Regierungsdirektor Dr. W. Becker, Hamburg:

 

"... Es liegt aber nicht nur eine abstrakte Gefahr, sondern auch eine konkrete Gefahr vor, wenn ein solcher Automat in den Straßen einer Stadt Jugendlichen beiderlei Geschlechts die Möglichkeit bietet, die Schutzmittel zu entnehmen.

Da ein Einschreiten von Ordnungsbehörden und Stadtverwaltungen gegen offensichtliche Jugendgefährdungen durch solche Urteile unmöglich gemacht wird, darf man nur der Hoffnung Ausdruck geben, daß es bald zur Änderung der Gewerbeordnung komme. ..."

 

 

vollständig veröffentlicht in "Zeitschrift für das gesamte Familienrecht", 1958, S. 232-235

 

 

Und weiter:

 

Der Verkauf von Gummischutzartikeln aus Automaten auf öffentlichen Straßen verstößt gegen §184 I Nr. 3 a StGB. Er kann daher nach §§ 1, 3, 6 BaWü PolGes verboten werden.

 

Verwaltungsgerichtshof Stuttgart, 2. Senat, nicht-rechtskräftiges Urteil vom 27.3.1958 - 2 S 176/57

 

aus dem Urteilskommentar von Prof. Dr. G. Dürig, Tübingen:

"... Es ist unanständig, wenn die Allgemeinheit zusieht, wie seelenlose Apparate auf öffentlichen Straßen derartige primitive Hemmungen der Anständigkeit beseitigen. Es gibt auch über den Kreis der Eltern, Lehrer und Geistlichen hinaus, wohl keinen Erwachsenen, der Präservative im Besitz von Jugendlichen wissen möchte. Es ist unanständig, wenn die ungehinderte und selbstverständliche Besitzerlangungsmöglichkeit aus Straßenautomaten gleichgültig hingenommen wird ..."

 

Anmerkung von Friedrich Wilhelm Bosch, Begründer der "Zeitschrift für das gesamte Familienrecht":

"... Das Stuttgarter Urteil verdient das höchste Prädikat, das zu vergeben ist. Es wird vor allem lebhaften Beifall auch bei jenen finden, die als Eltern für das Wohl eines oder mehrerer heranwachsender Kinder die Verantwortung tragen. Als Vater von 5 Jungen kann ich nur wünschen, daß dieses Urteil auch die höchstrichterliche Bestätigung finde. Im übrigen bleibt es eine vorbildliche Richterleistung in der Zusammenschau von Sitte und Rechtsordnung in Ablehnung der `Wertneutralität` des Rechts"

 

vollständig veröffentlicht in "Zeitschrift für das gesamte Familienrecht", 1958, S. 235-240

 

 

So haben sich in dieser Zeit allgemeinen Verfalls der guten Sitten, anständige deutsche Männer gefunden, die sich nicht scheuten, warnend die Stimme zu erheben. Unter ihnen auch der Familienrechtler Friedrich Wilhelm Bosch, Begründer der "Zeitschrift für das gesamte Familienrecht", der noch heute bekanntesten vierzehntägig erscheinenden Familienrechtszeitschrift, die ihren Begründer Bosch noch heute auf jedem Titelumschlag würdigt.

 

 

Was ist Satire? Wenn man trotzdem lacht.

Was ist schwarzer Humor? Wenn man trotz äußerster Widrigkeiten und seltsamster Zeitgenossen nicht aus dem Fenster springt, sich statt dessen drei Mal mit dem Holzlineal vor den Kopf schlägt und dabei denkt, dass die Schläge eigentlich einem anderen gelten sollen, der aber auf Grund des neuzeitlichen Verbots der Prügelstrafe leider nicht persönlich traktiert werden darf.

 

 

Nach diesem kleinen historischen Exkurs in die gute alte Zeit, zurück zur Freien Liebe, zu der in gewisser Weise wohl auch die Dreiecksbeziehung oder gar die Vierecksbeziehung zu zählen ist. Die Polygamie, ist dabei wie die monogame Ehe eine formalisierte Form der Beziehung. Die freie Liebe verzichtet auf monogames und polygames Brimborium und Glockengeläute, salbungsvolle Priesterworte oder einschläferndes Gerede von verbeamteten Standesbeamten.

 

Die Dreiecksbeziehung dürfte für den traditionellen Paartherapeuten das gleiche sein, wie für den Teufel das Weihwasser. Der Paartherapeut, dass sagt schon sein Name versteht sich als ein Therapeut für ein Paar. Eine Dreiecksbeziehung ist aber kein Paar, sondern eine Triade. Der Paartherapeut müsste sich nun als Triadentherapeut verstehen, das fällt ihm aber  im Traum nicht ein. Daher erklärt er die Triade für pathologisch und die Beteiligten für bindungsunfähig. Er bietet sich nun an, die "Bindungsgestörten" auf den Pfad der Tugend zurückzuführen und bindungsfähig zu machen. Wenn der Paartherapeut Psychoanalytiker ist, geht er dazu mit dem Klienten in die Regression, zurück in die frühe Mutter-Kind Beziehung, in der nach Meinung des Analytikers, die frühe Bindungsstörung begonnen hat, die er nun nach über 40 Jahren beginnt zu reparieren.

 

 

Doch nicht alle Menschen lassen sich auf diese Weise reparieren, wie der Analytiker in seinen ihm selber unbewusst bleibenden nächtlichen Träumen selbstkritisch einräumen muss. Doch nach dem morgendlichen Aufwachen hat der Analytiker seinen klugen Traum schon wieder vergessen und er beginnt von neuem sein Werk des Sisyphus, zusammenzuschmieden, was zusammengehört - das Paar.

 

 

 

 

Die Praxis

Jede/r der sich schon mal mit zwei Freunden oder Bekannten am Kneipentisch getroffen hat, weiß wie schwierig im Vergleich zum Zweiergespräch die Dreierkommunikation sein kann, man kann nicht zwei Leuten gleichzeitig zuhören oder zusehen - auch wenn es Menschen gibt, die behaupten, dies zu können.

Die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Kommunikation hat der Begründer der Gestalttherapie Fritz Perls mit seinem Modell von Figur und Grund, Vordergrund und Hintergrund sehr schön beschrieben. 

Wie kommt es dann aber, dass die Triade sich dennoch verständigen kann? Die Teilnehmer switchen, sie schalten also ständig hin und her, von einem zum anderen, dies geschieht mitunter so schnell, dass man den Eindruck gewinnt, sie würden doch gleichzeitig mit mehreren Menschen kommunizieren können.

 

Der Kneipenabend von drei Bekannten ist schon eine, wenn auch keine sexuelle, Dreiecksbeziehung.

 

In der intimen und sexuellen Dreiecksbeziehung wird es in der Regel schwieriger als beim Kneipenabend von drei Bekannten. Während der Kneipenabend absichtsvoll  von drei Menschen gemeinsam gestaltet wird, vielleicht spielt man sogar Skat, wo es ohne einen Dritten gar nicht geht, ist dies bei der intimen und sexuellen Dreiecksbeziehung in der Regel nicht der Fall. Hier geht es meist um Zweisamkeit, bei der der Dritte wechseln ausgeschlossen wird. Es bilden sich temporäre Dyaden und so die Beteiligten nicht die erforderlichen Voraussetzungen mitbringen, macht sich beim zeitweilig Ausgeschlossenen Langeweile, Einsamkeit und Eifersucht breit.

Es kommt zur Konkurrenz.

Während der Skatabend von der prinzipiellen Kooperation der Beteiligten lebt - selbst wenn jeder von diesen danach trachtet, die meisten Stiche zu machen - geht es in der intimen und sexuellen Dreiecksbeziehung darum, die meisten Stiche mit einer Person bei gleichzeitigem Ausschluss der dritten Person zu zu machen.

 

Bei der klassischen Dreiecksbeziehung, hat einer (A)  zwei intime Partnerschaften (+). Die beiden anderen (B und C) haben nur jeweils eine intime Partnerschaft. Miteinander stehen sie in Konkurrenz (-)

 

A

 

   +                             +    

 

B                        -                         C

                                  

 

 

Eine wichtige Frage scheint zu sein, kann es gelingen, eine Kooperation unter den drei Beteiligten zu finden, bei der jede/r einen solchen Nutzen aus der Dreiecksbeziehung zieht, der die jeweiligen Nachteile aus der Dreiecksbeziehungen überwiegt?

 

 

 

 

 

Link zum Thema:

www.polyamory.ch/content.php?page=home

 

 

 


 

 

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-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: ...

Gesendet: Dienstag, 18. März 2008 13:51

An: info@maennerberatung.de

Betreff: sex nach dem Seitensprung !!!

 

Hallo, ich wurde von meiner Freundin ( Sie 33 J. und ich 39 J.) nach 6 Monaten intensiver innigster Liebe , wie man es sich schöner (von beiden Seiten) nicht vorstellen könnte betrogen. Und zwar beim ersten mal als Sie alleine auf eine große Party mit Ihrer Freundin ging und dort eine Affäre aus der Zeit vor uns traf...als Sie am Morgen danach hein kam , hatte Sie dann auch Sex mit mir ohne sich vorher geduscht zu haben!

 Gebeichtet hat Sie mir Ihren Seitensprung dann 4 Wochen später , weil sich Ihre Freundin bei mir versprochen hat und die Freundin Ihr das geraten hat! Meine Frage...wie kann man nach einem Seitensprung mit mir , mit der Liebe Ihres Lebens gleich wieder Sex haben , wenn Sie quasi noch den Schwanz des "Anderen in Sich hat" ??

Sie sagte es hatte für Sie keine Bedeutung und Sie weis auch nicht wieso das passiert ist und das es nicht länger als 5 Minuten gedauert hat und das es Ihr danach so schlecht ging...bis zum Zusammenbruch !?

Meine Freundin liebt mich wirklich und sagt Sie hätte das zum Abschliessen irgendwie...gemacht...gebraucht...und versprach mir so was nie wieder zu tun ! Kann ich das glauben...???

 Danke für Ihre Antwort und viele Grüße ! Stefan PS:ich machte in dieser nacht auch noch Babysitting für Ihr Kind !

...

 

 

 

 

 

Hallo Herr ...,

eine sehr interessante Frage, die auch viele andere Männer interessieren dürfte.

Zum einen kann man man das ganz technisch betrachten und sagen, o.k. was ist passiert:

Eine Frau, die ich sehr mag, war bei einer Party und hat dort einen früheren Freund getroffen, mit dem sie aus unerfindlichen oder nachvollziehbaren Gründen Sex haben wollte. Vielleicht war sie - so wie eine läufige Hündin - in diesem Moment ganz heiß und wollte einfach den Schwanz diesen Mannes in sich spüren. Dabei mag sie auch an ihren festen Freund gedacht haben, von dem sie annehmen könnte, dass dieser das nicht gutheißen würde.

 

Man kann man dann, ganz technisch meinen. O.k. in dieser Vagina war vor kurzem noch der Schwanz eines fremden Mannes. Möglicherweise hat er in ihr ejakuliert oder auch nicht. Wenn der Mann kein Kondom benutzt hat, kann man vermuten, das noch eine gewisse Körperflüssigkeit des anderen Mannes in der Vagina der Frau ist oder zumindest einmal in ihr war. Vor dieser Tatsache stehen ja bekanntlich alle Männer, die mit einer Frau intim sind, die mal mit ein anderen Mann zusammen war. Das dürften heutzutage über die Hälfte aller Männer betreffen, denn welche Frau ist noch mit dem Mann zusammen, mit dem sie das erste Mal intim war.

Diese "serielle Monogamie" wird nun von den meisten Männern nicht weiter problematisiert. Die Tatsache, dass in der Vagina ihrer Partnerin vor einem halben Jahr oder noch länger der Schwanz eines anderen Mannes war, scheint die Männer im allgemeinen nicht zu beunruhigen, vielleicht weil sie in einer Art Spaltung eine Vergangenheit und eine Gegenwart annehmen, die nicht miteinander zusammenhängen, mithin der Schwanz des anderen Mannes eigentlich gar nicht in der Vagina der Frau gewesen sei.

Diese Fiktion wird nun meist um so schwieriger, um so kürzer der Zeitabstand zwischen einem sexuellen Kontakt der Frau mit dem einen und dem anderen Mann wird. Beträgt der Zeitabstand ein Jahr, so werden die meisten deutschen Männer das für ausreichend halten, beträgt der Abstand einen Monat, vielleicht nur noch ein drittel der deutschen Männer, beträgt der Abstand eine Woche, vielleicht noch 10 Prozent der deutschen Männer, beträgt der Abstand einen Tag, vielleicht nur noch ein Prozent der Männer. Und in einer Art Infinitesimalrechnung (eine Methode, eine Funktion auf beliebig kleinen, d. h. infinitesimalen Abschnitten widerspruchsfrei zu beschreiben) könnten wir den zeitlichen Abstand immer mehr verkleinern, bis wir bei einem Abstand von einer Minute wären, mithin die Vagina der Frau noch ganz warm vom Schwanz des anderen Manne wäre. Dies dürfte für die meisten Männer eine grauenhafte Vorstellung  sein. Ausnahmen gibt es allerdings nachweisbar, so etwa bei bisexuell orientieren Männer für die es geradezu ein Kick sein kann, wenn sie ihren Schwanz in eine Vagina stecken können in der soeben ein anderer Mann abgespritzt hat.

Entsprechende wissenschaftliche Befragungen, die das genauer belegen können, sind leider nicht bekannt. Die Bundesregierung gibt bekanntlich lieber Hunderte von Millionen Euro für die Raumfahrt aus, um auf dem Mars nach Leben zu suchen, als für die weit lebensbezogener Erforschung sexueller Einstellungen der Männer in Deutschland.

 

Sie fragen: "wie kann man nach einem Seitensprung mit mir , mit der Liebe Ihres Lebens gleich wieder Sex haben , wenn Sie quasi noch den Schwanz des "Anderen in Sich hat"

 

Nun, dass scheint für Ihre Freundin bei weitem nicht so ein großes Problem zu sein, wie es sich vielleicht für Sie darstellt. Die Vorstellung, dass in der Vagina in der Sie gerade Ihren Schwanz steckten, kurz vorher noch ein anderer war, man seinen Schwanz mithin vielleicht noch mit dem Sperma eines anderen Mannes in Berührung bringt, wird sicher die meisten Männer stark beunruhigen. Gleichzeitig hätten umgekehrt viele Männer wohl kein Problem damit, kurz nacheinander mit zwei Frauen zu vögeln, was nun wiederum den meisten Frauen nicht gefallen dürfte.

Letztendlich geht es wohl auch darum, dass beim Geschlechtsverkehr mit mehreren Teilnehmern in der Regel kein vorheriges Einvernehmen darüber erzielt wurde, wer hier mitmachen soll und wer nicht. Die Vorstellung oder Tatsache, man käme auf diese Weise als Mann ungefragt mit einem anderen Mann in eine indirekte Art sexuellen Kontakts (Kontakt des eigenen Schwanzes mit dem Sperma eines anderen Mannes), löst bei den meisten Männern sicher großes Unbehaben aus, denn man möchte selbst entscheiden mit wem man wie in körperlichen Kontakt tritt.

Die Problem wäre etwas minimiert, wenn der der vorherige Mann ein Kondom benutzt hätte, was ja eine relative starke körperliche Barriere zwischen seinem Schwanz und der Vagina der Frau schafft. Doch auch dies reicht vielen Männern nicht aus, zumal dann immer noch im Raume steht, dass der Mann und die Frau sich geküsst haben könnten oder sexuelle orale Kontakte gehabt hätten.

Die Gefahr einer Ansteckung mit dem HI-Virus oder diversen Geschlechtskrankheiten kommt noch hinzu, wenngleich sie auf der psychischen Ebene sicher nicht die Hauptgründe für die weit verbreitete Abneigung polygamer sexueller Kontakte sind.

 

 

Sie fragen mich nun, ob Sie Ihrer Freundin glauben können, dass sie "so was nie wieder" tun würde. Sie können ihr glauben oder auch nicht glauben. Wofür Sie sich entscheiden hat wahrscheinlich keinen Einfluss darauf, ob es wieder passieren wird oder nicht.

Glauben Sie ihr daher besser nicht, dann werden Sie wenigstens nicht enttäuscht werden, wenn sie es dennoch wieder tun sollte.

 

 

Gruß Peter Thiel

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: 

Gesendet: Sonntag, 3. Oktober 2004 

An: webmaster@maennerberatung.de

Betreff: Sucht

 

Hallo,

nach langem Zögern wende ich mich an Sie. Ich lebe seit ... Jahren wieder in einer festen Beziehung mit einer Frau. Davor war ich fast ... Jahre ohne feste Beziehung. Obwohl ich meine Partner sehr liebe und mir auch das Zusammenleben gut gefällt, suche ich doch immer wieder Kontakt zu anderen Frauen. Ich kann mir das nicht erklären, warum das immer wieder passiert ? Wissen Sie Rat ?

Ich bin sehr neugierig.

Mit freundlichen Grüßen

... 

 

 

 

 

Hallo ... ,

Traditionell orientierte Psychologen und Eheberater und wohl auch die meisten Leute auf der Straße, die man fragen würde, würden sicher meinen, Sie wären bindungsgestört und könnten daher nicht in monogamer Treue zu Ihrer Frau stehen. Statt dessen müssten Sie sich ständig nach anderen Frauen umsehen. Ich halte eine solche Erklärung für wenig hilfreich, weil die Menschen, die sie verwenden, sich damit anmaßen, ein bestimmtes Verhalten für normal (Monogamie) und das andere für unnormal (gestört) zu etikettieren.

Letztlich haben nur die Menschen, die es in einer Beziehung selber betrifft, das Recht darüber zu urteilen, ob sie ihr Verhalten und das ihres Partners und ihre gemeinsame Beziehung für gut, richtig, glücklich, normal oder schlecht, falsch, unglücklich, unnormal oder gestört ansehen. Jeder der beiden Partner (in der Paarbeziehung) oder weiterer Partner (in Dreiecks- oder Vierecksbeziehungen) kann für sich entscheiden und darüber mit dem oder den anderen kommunizieren, was er möchte, was er nicht möchte, was er toleriert, was er aushalten will und kann, was ihn stört und wo seine persönlichen Grenzen sind. Die monogame Paarbeziehung ist insofern günstig, da dort naturgemäß nur zwei Partner miteinander kommunizieren müssen. Der Deutsche Bundestag mit seinen mehreren Hundert Abgeordneten wird ja auf eine gewisse Weise zu recht als Quatschbude bezeichnet, denn wenn nur jeder zehnte der Parlamentarier was in der Debatte sagt, dauert die Sitzung die ganze Nacht. Im Fernsehen sieht man dann, dass einige einschlafen oder was öfter der Fall ist, die Parlamentarier einfach den Sitzungssaal verlassen und sich vermutlich in der Kantine treffen. Vermutlich ist es in vielen Beziehungen nicht anders, irgendwann schalten die Ohren des "passiven" Partners oder beider Partner auf Durchzug und alles was der andere sagt, ist dann nur noch für den Wind oder gegen die Wand gesprochen. Man muss sich wundern, warum dennoch so viele Frauen und Männer predigen, obwohl der andere schon lange nicht mehr zu hört. In dieser Hinsicht geht es vielen Eltern gegenüber ihren Kindern, Lehrern gegenüber ihren Schülern, Pfarrern gegenüber ihrer stetig schrumpfenden Gemeinde und früher der Staatspartei SED gegenüber dem Volk in der DDR wohl ähnlich. Irgendwann stimmen dann die Menschen häufig mit den Füßen ab und sind verschwunden.

Bertolt Brecht hat anlässlich des Aufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR mal ein schönes Gedicht zu diesem Thema geschrieben.  

 

Die Lösung

Nach dem Aufstand des 17. Juni 

Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbandes

In der Stalinallee Flugblätter verteilen,

Auf denen zu lesen war, daß das Volk

Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe

Und es nur durch verdoppelte Arbeit

Zurückerobern könne. Wäre es da

Nicht einfacher, die Regierung

Löste das Volk auf und

Wählte ein anderes?

 

 

 

Einen ähnlichen Tipp könnte man auch heute vielen Frauen und Männern geben, die sich tagtäglich erfolglos damit abplagen ihren Partner verändern zu wollen, anstatt sich selbst.

 

Solange Sie selbst an Ihrem Interesse für andere Frauen nicht leiden, dürften Sie selbst wohl kein Problem haben. Möglicherweise hat Ihre Frau aber damit ein Problem, dass Sie sich noch für andere Frauen interessieren und dann liegt es nahe, dass Sie damit auch ein Problem haben, nämlich eins mit Ihrer Frau.

 

 

Gruß Peter Thiel

 

 

 

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: 

Gesendet: Dienstag, 5. Oktober 2004 

An: info@maennerberatung.de

Betreff: Re: AW: Sucht

 

... 

 

 

Hallo ...,

zuerst möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Mühe und Ihre schnelle Antwort bedanken.

Sie haben Recht, nicht ich leide unter diesem Problem sondern meine Partnerin. Ich habe Ihr schon häufiger versprochen es nicht wieder zu tun ( das geht das auch eine Weile gut), doch irgendwann eben nicht mehr. Das zerstört natürlich auf Dauer unsere Vertrauensbasis. Ich würde Ihr gerne dieses Problem lösen, aber ich komme irgendwie nicht weiter.

Wir sind jetzt fast ... Jahre ein Paar ... eigentlich wollte ich nie wieder eine feste Beziehung. Das habe ich auch zu Beginn unserer Beziehung deutlich gemacht. Doch nach und nach bin ich dann doch "schwach" geworden und so wurde aus der ersten Nacht doch wieder eine Beziehung.

Ich bin der Meinung, wenn ich dieses Verhalten ablegen könnte, dann hätte meine Partnerin wieder eine Vertrauensbasis und wir könnten wir eine richtig glückliche Partnerschaft führen. Doch leider ist es zur Zeit nicht gerade einfach, da wir das Problem nicht gelöst bekommen.

Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir weiterhelfen könnten.

Mit freundlichem Gruß

...

 

 

 

 

 

Hallo ... ,

 

ob ich Ihnen weiterhelfen kann - ich weiß es nicht.

 

Vielleicht passt es einfach schwer zusammen, Ihr Bedürfnis nach Kontakten mit anderen Frauen und das Bedürfnis Ihrer Freundin, dass Sie ausschließlich für sie da sein sollen.

Ich glaube nicht, dass es nur darum geht, dass Sie "dieses Verhalten" nur ablegen müssten und dann wäre alles in bester Ordnung.

Ich glaube, dass es eher darum gehen könnte, unseren Wunsch besser kennen zu lernen, den anderen Partner ganz allein für uns haben zu wollen, uns selber aber gleichzeitig die Option offen zu halten, mit anderen Frauen oder Männern in eine nähere Beziehung gehen zu können oder dies auch zu tun.

Es geht vielleicht um das Anerkennen und das Loslassen des eigenen Größenwahns, der eigenen Egozentrik und der eigenen Ideologie des Besitzanspruchs.

 

 

 

Gestaltgebet

 

Ich tu, was ich tu; und du tust, was du tust

Ich bin nicht auf dieser Welt, um nach deiner Erwartung zu leben,

Und du bist nicht auf dieser Welt, um nach den meinen zu leben.

Du bist du, und ich bin ich,

und wenn wir uns zufällig finden, - wunderbar.

Wenn nicht, kann man auch nichts machen.

 

 

Frederick S. Perls, "Gestalttherapie in Aktion"

 

 

 

 

Peter Thiel

 

 

 

 

 


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